Montag, 17. September 2007

we make us me nothing you nothing out of the dust

ein squatter-house. wir besuchen die bewohner und versuchen rauszufinden, wie wir ihnen helfen koennen.
wie einige von euch vielleicht schon gemerkt haben, habe ich mich seit 14 tagen nicht mehr blogtechnisch bei euch gemeldet, deshalb wird es mal wieder zeit! vor allem auch, weil hier grosse wichtige dinge passieren!

zum beispiel haben wir uns fuer ein auto entschieden! und zwar fuer ein gutes auto! es ist weiss... heiss...preis-lich nicht unbedingt super, aber dennoch zu verkraften. aber leider muessen wir uns alle gedulden und warten bis fabi und ich unser geniales "wir-kaufen-ein-auto-video" fertig geschnitten haben, dass auf jeden fall ein highlight in der geschichte des schwarz-weiss-fernsehens werden wird; wenn nicht sogar in der geschichte des farb-fernsehens. darin werden dann alle hoehen und tiefen, alle freuden und frustrationen des autokaufens in suedafrika thematisiert und es wird euch vorkommen, als wuerdet ihr selber durch die strassen von pretoria duesen und pap und steak in euch reinschaufeln.

also... patience is the mother of success. das auto steht schon im hof...

des weiteren sind wir nun am letzten montag endlich in unser neues heim gezogen (es heisst "luna"...mit der namensgebung habe ich allerdings nichts zu tun!). ich wohne jetzt mit fabi, stephan, flo, johanna und eliana in einer erdgeschosswohnung auf dem gelaende der ehemaligen feuerwehr, wo auch die school of creative arts ihre kreativen erguesse zelebriert. versteckt in einem kleinen hinterhof, umgeben von wunderschoenen dreckigen backsteinmauern und viel abbroeckelndem weissen putz betreten wir eine riesige kueche, mit einer deckenhoehe von ungefaehr 4 metern. die zimmer sind gross, ohne moebel, aber mit viel gestaltungsfreiraum!
putzplaene und verhaltensregeln wurden im ersten offiziellen wg-meeting auch schon besprochen.

meins und fabis zimmer.

das wochenende war sehr ereignisreich. wenn nicht sogar ereignisreicher als alle bisherigen hier in suedafrika.
freitag sind wir auf die wiesn gefahren. das oktoberfest ist von der deutschen schule pretoria organisiert und ist eine ganz perverse mischung aus bayerischer tradition und burisch-weiss-kolonialem patriotismus (die oesterreichische blaskapelle hat die suedwest-afrikanische hymne gespielt, worauf nicht wenige mitgegroelt haben! also liebe leute: nieder mit den hereros). demnach gab es eigentlich auch keine schwarzen, dafuer viel bier (kein deutsches allerdings) und bratwurst. ich hab sogar trockenen kassler und sauerkraut gegessen. die lautsprecherdurchsagen waren uebrigens auch auf deutsch, waehrend die englischen diesen ganz besonders wohlklingenden deutschen aktzent hoeren liessen ("se car wis se namba..." - bemueht, aber scheisse!).
auf dem weg zum oktoberfest.
wir versuchen irving von guter deutscher kost zu ueberzeugen! (er war nicht allzu begeistert...)


samstag sind die frauen aus dem potter's house auf ein fruehlings-anfangs-fruehstueck gefahren (schoener: springbreakfast), waehrend fabi und ich mit der ehrenwerten aufgabe betraut wurden, auf die ganzen kleinen kinnings aufzupassen. das waren 20 goeren zwischen 5 monaten und 6 jahren. dementsprechend anstrengend wurde das ganze dann auch. windeln wechseln, fuettern, auf den arm nehmen, rummeckern... aber seht selbst:


vor allem ein 6 jaehriger junge ist tierisch anstrengend. er ist das aelteste kind einer kongolesischen jungen frau, die vor knapp 3 monaten als fluechtling nach suedafrika gekommen ist (ich habe fuer sie damals den aufenthalt hier im potter's haus erkaempft, weil auch die polizei sich ihrer nicht annehmen konnte, worauf eine 30 minuetige diskussion mit der verantwortlichen vom potter's haus folgte). der junge hoert auf nichts und niemanden, schlaegt und tritt nicht nur die anderen kinder, sondern auch uns erwachsene und laesst keine gelegenheit aus, regeln zu brechen. noch im kongo hat er gesehen, wie sein vater ermordet worden ist. heute haben wir erfahren, dass er mit seiner kleinen schwester - 4 jahre, im video ganz am ende auf fabis schoss - (und anderen kindern hier) schlaeft... ich kann es eigentlich immer noch nicht fassen! es ist in jedem fall ein schreckliches indiz fuer das, was er durchgemacht haben muss. am mittwoch geht er zum psychater. mit 6 jahren... es geht kaum in meinen kopf rein.

am abend haben fabi und ich uns mit given getroffen (man erinnere sich: der bilderbuch-rastafarei- kuenstler- typ, der mal koordinator der SchoolOfCreativeArts war) und sind mit ihm nach mamelodi, seinem heimat-township, gefahren. dort sind wir dann in einen typischen township-schuppen gegangen, wo die mucke laut droehnt und die menschen sich so dicht aneinander pressen, dass man denkt, man waere im sarg von pavarotti. wir wurden auch sofort angequatscht und eingeladen, alle wollten uns kennenlernen und mit uns feiern. alle wollten wissen, was diese zwei jungen bleichgesichter denn da im township so treiben. und so konnten wir auch endlich mal die afrikanische art des (paar-)tanzens ein bischen besser ausprobieren...keine angst, helen ;)
als es sich etwas leerte, sind wir fuer 10 minuten in einen anderen -immer noch ueberfuellten- schuppen gefahren. auf unserem ersten, einzigen und letzten weg zur bar hat man die ganzen haende gespuert, die sich mir in die taschen gruben auf der suche nach portemonnaie, haendy und kamera. ich musste richtig zupacken und die unschuldigen, ganz zufaellig platzierten haende wegschieben.
bei given zu hause (er wohnt mit seiner familie und anderen leuten auf einem kleinen grundstueck) wurden wir dazu gezwungen (!) in givens bett zu schlafen (wir haetten sonst im auto gepennt), waehrend er irgendwo bei seinem bruger genaechtigt hat.
nach dem fruehstueck am sonntag (fuer jeden ein spathlo, d.i. ein sandwich mit ei, kaese, wurst, salat und dem einzigartigen acha, dem fettigen brei aus unreifer mango und oel) ging es mit given zu einer taufparty. auch dort wurden wir herzlich begruesst: gleich nach unserer ankunft stellte man uns eine volle kiste mit getraenken in den kreis, gab uns von dem leckeren buffet und war sehr bemueht um unser wohlbefinden.
wir werden wohl in zukunft oefter mal nach mamelodi fahren!




so! und jetzt wollen fabi und ich schnell in unsere neue karre springen und nach hause duesen. da muss ich naemlich noch einen song fuer eine ex-kollegin schreiben, deren leben pcm am naechsten freitag feiern moechte (sie ist schwer krank und arbeitet deshalb nicht mehr). ich habe sie zwar eigentich gar nicht kennengelernt, aber auftrag ist auftrag!

auf bald liebe freunde!

Montag, 3. September 2007

let once the church in the village

"unuebersehbar strahlt das neue outfit des blogs dem besucher entgegen. als moderner mensch habe ich mich mal etwas mit den moeglichkeiten der blog-gestaltung auseinandergesetzt und schliesslich diese personifizierte genialitaet fabriziert" (fabi)




hier tut sich wie immer einiges: beim streetcentre ist mittlerweile stephan aus deutschland zu mir gestossen, der vielleicht (!) bald meine rolle komplett uebernehmen wird. (eigentlich sollte ich naemlich nur die ersten 1,5 monate dort arbeiten.) ich habe mit unserem chef gesprochen und vielleicht arbeite ich bald einen tag in der woche im zu pcm gehoerenden hospiz. ich stell mir das sehr beeindruckend vor. ausserdem hat fabi mittlerweile offiziell die koordination der school of creative arts uebernommen (given hat gekuendigt), sodass ich ich wohl bald auch als musiklehrer taetig sein werde...yeha! als gitarren-musiklehrer wohlgemerkt. wer haette das gedacht!




given, bilderbuch-rasta, ex-koordinator und heftig cooler typ


freitag sind fabi und ich endlich losgefahren, um nach autos zu gucken. wir haben mittlerweile unseren angestrebten maximalpreis etwas nach oben verschoben, sonst wuerden wir nur alte kaefer und benz kriegen, die uns nach den ersten 100km explodieren. ein bestimmtes auto ist uns ganz besonders aufgefallen...elegant, schnittig, burnermaessig schnell... aber mehr dazu, wenn es soweit ist!


samstag sind wir (johanna, julia, eliana, laura, fabi, stephan und ich) nach cullinan in ein township gefahren. fabi ist mit den maedels hinter unserem taxi hergebraust, waehrend stephan und ich mit themba (der uns zu sich nach hause eingeladen hat, um eine springbreak-party zu feiern) und ein paar bekannten von ihm im taxi sassen und heftige housemucke gehoert haben. die fahrt dauerte ungefaehr 1,5 stunden und war durchaus abenteuerlich. ich war nur froh im taxi zu sitzen und nicht im toyota, der einige schwierigkeiten hatte, mit unserem gefaehrt mitzuhalten.


trauer am flughafen (julia, rebecca, johanna und laura vl): rebecca verlaesst uns

themba kennen wir aus der school of creative arts, wo er mir vor allem bei der bereits erwaehnten poetry-session aufgefallen ist. nachdem ich seinen freund beim poemvortrag begleitet hatte, hat er ein sehr amuesantes eben geschriebenes gedicht ueber die g-saite meiner gitarre und den versuch der musik vorgetragen, sich mit den worten des gedichtes zu messen. ich war sehr beeindruckt. egal!
in cullinan angekommen, das auto hinter thembas omas haus versteckt und losgelaufen zum neuen haus von thembas familie, tauchen wir ein in die besondere atmosphaere eines township. weisse sieht man eigentlich gar nicht. einige raunen einem zu, dass van riebekks (erster hollaendischer settler) hier nicht willkommen sind, andere sind unglaublich stolz und freuen sich, dass man sich an einem solchen ort blicken laesst. themba und seine familie leben seit ein paar monaten in einem ziemlich kahlen, ebenen haus, dem eine richtige tuer, moebel, und sitzmoeglichkeiten fehlen; guckt man nach oben, schaut man direkt in den dachstuhl. die toilette ist draussen, neben dem haus.
als wir ankommen, begruesst uns die mutter alle persoenlich, stellt uns ihre kinder vor und gibt sich unglaubliche muehe, eine gute gastgeberin zu sein. stuehle und baenke werden in den groessten raum gebracht, themba holt seinen computer fuer musik (ich liebe laute baesse auf 5watt pc-boxen), nach und nach kommen immer mehr leute aus der nachbarschaft (wir sind fast eine art attraktion), bringen getraenke und essen mit. alle sind unglaublich offen und ich komme leicht ins gespraech.


als wir bier beim tuckshop kaufen wollen, werden wir unterrichtet, dass die frauen hier im township nicht das gleiche wie die maenner trinken duerfen, sodass wir irgendwas suesses fuer sie kaufen (sehr zum ihrem verdruss)...


themba und die maedels fangen an zu kochen und nach ungefaehr 1,5 stunden gibt es chicken mit pap fuer alle (wir sind bestimmt 25 leute). danach beschliessen wir deutschen den langen rueckweg anzutreten und nicht mit in den nightclub zu gehen. aus sicherheitsgruenden begleiten uns ALLE (!) partygaeste zu unserem auto, ich fuehle mich sehr geehrt.


son paar fotos hab ich jetzt einfach mal von fabi geklaut. und da er sie bestimmt selbst in seinem blog benutzen moechte...
im zoo... (vl stephan, jan, eliana, fabi)